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Allende-Platz 1 (Pferdestall)

Historisches Foto des Gebäudes am Allende-Platz 1
Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Bevor das Gebäude am Allende-Platz 1 von der Universität Hamburg genutzt wurde, war es das Pferde- und Droschkengebäude einer Firma, die Fuhrwerke hergestellte. Es wurde 1908 gebaut und ist seit 1928 Teil der Universität.
Das Foto zeigt das farbenfrohe Wandbild von Constantin Hahm im Seminarraum im Pferdestall.
UHH/Karin Plessing/Reinhard Scheiblich
Constantin Hahm gestaltete von 1985 bis 1988 sieben Wandgemälde im Pferdestall.

Vom Pferdestall zum Institutsgebäude

Das Institutsgebäude am Allende-Platz ist das älteste Gebäude am Campus Von-Melle-Park – auch bekannt als Pferdestall. Wo heute die Politik- und Sozialwissenschaften beheimatet sind, waren bis 1928 tatsächlich Pferde untergebracht. Bis zu 200 Pferde hatten im 1. Stock des Gebäudes Platz. Im 4. Stock des Gebäudes gab es Wohnungen „für die Meister der verschiedenen Abteilungen des Betriebs“, wie in den Hamburger Nachrichten vom 17. April 1908 zu lesen war.

Das Bild zeigt das Gebäude am Allende-Platz 1.
UHH/Baumann
Der Pferdestall heute. Ein Relief mit einer Kutsche über dem Eingang des Institutsgebäudes stammt aus der Zeit, als das Gebäude noch für Pferde und Fuhrwerke genutzt wurde.

Das Haus am heutigen Allende-Platz, das inzwischen unter Denkmalschutz steht, wurde 1908 für das Hamburger Fuhrunternehmen Schlüter & Söhne gebaut – musste aber aufgrund eines Konkurses 20 Jahre später verkauft werden.

Ein Glücksfall für die Universität Hamburg, die in den 1920er-Jahren deutlich wuchs, so dass der Hamburger Senat die Möglichkeit nutzte, das Gebäude 1928 für 500.000 Reichsmark zu kaufen. Anschließend folgte der Umbau „zu Hochschulzwecken“.

Große Persönlichkeiten im Pferdestall

Zum Wintersemester 1929/30 ist die Universität in das Gebäude eingezogen. Damals war die Adresse aber noch nicht Allende-Platz 1, sondern Bornplatz 1–3. Zunächst waren hier die Sozialwissenschaften, die Germanistik, die Psychologie und die Erziehungswissenschaft untergebracht und berühmte jüdische Wissenschaftler wie Ernst Cassirer, William Stern und Agathe Lasch lehrten und forschten hier bis zu ihrer Vertreibung 1933.

Porträt von Ernst Cassirer als Rektor der Universität Hamburg.
Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Der Philosoph Ernst Cassirer leitete 1929/30 als einer der ersten jüdischen Rektoren Deutschlands die Universität.
Das Foto zeigt den Kopf von William Stern mit ca. 70 Jahren. Er schaut direkt in die Kamera.
Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Der Psychologe William Stern gilt als Erfinder des Intelligenzquotienten. Er erforschte die frühkindliche Sprachentwicklung und leistete Pionierarbeit im Bereich der Differentiellen Psychologie und Persönlichkeitsforschung. Stern floh 1933 ins Exil.

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

Während der Zeit des Nationalsozialismus veränderte sich das Leben am Bornplatz und im Pferdestall grundlegend: Zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler flohen oder wurden vertrieben und während der Pogromnacht 1938 wurde die Bornplatzsynagoge, Hamburgs Hauptsynagoge, gegenüber dem Pferdestall schwer beschädigt und später abgerissen.

Der Keller des Pferdestalls diente im Zweiten Weltkrieg der jüdischen Bevölkerung als „Schutzraum“. Der massiv gebaute Bunker gegenüber, der heute Teil der Universität ist, war hingegen den nicht-jüdischen Bürgerinnen und Bürgern vorbehalten.

Das Bild zeigt Agathe Lasch auf einem Kniestück.
Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Agathe Lasch erhielt 1923 als erste Frau an der Universität in Hamburg und als deutschlandweit erste Germanistin den Professorentitel. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde sie verfolgt und 1942 in Riga ermordet. Heute ist ein Hörsaal im Hauptgebäude nach ihr benannt.

Kunst im Pferdestall

Mit der bewegten Geschichte des Gebäudes hat sich in den 1980er-Jahren der Künstler Constantin Hahm auseinandergesetzt. Er hat in dem Gebäude von 1985 bis 1988 das Treppenhaus und die Treppenflure mit Bildern über die Geschichte, aber auch die heutige Nutzung des Gebäudes gestaltet. Auf Anregung des Fachbereichs Philosophie und Sozialwissenschaften und in einem von der Kunstkommission der Kulturbehörde ausgelobten Wettbewerb sind sieben Wandgemälde entstanden.

Auf dem Bild ist ein Kunstwerk von Constantin Hahm zu sehen.
UHH/Karin Plessing/Reinhard Scheiblich
Eines der Bilder von Constantin Hahm: In leicht verständlicher Formensprache, Comic-artig und bunt, erzählen die Szenen von der Zeit, als der Pferdestall Zufluchtsort für die nicht-arische Bevölkerung während des Zweiten Weltkriegs war.