Allende-Platz 1 (Pferdestall)
Vom Pferdestall zum Institutsgebäude
Das Institutsgebäude am Allende-Platz ist das älteste Gebäude am Campus Von-Melle-Park – auch bekannt als Pferdestall. Wo heute die Politik- und Sozialwissenschaften beheimatet sind, waren bis 1928 tatsächlich Pferde untergebracht. Bis zu 200 Pferde hatten im 1. Stock des Gebäudes Platz. Im 4. Stock des Gebäudes gab es Wohnungen „für die Meister der verschiedenen Abteilungen des Betriebs“, wie in den Hamburger Nachrichten vom 17. April 1908 zu lesen war.
Das Haus am heutigen Allende-Platz, das inzwischen unter Denkmalschutz steht, wurde 1908 für das Hamburger Fuhrunternehmen Schlüter & Söhne gebaut – musste aber aufgrund eines Konkurses 20 Jahre später verkauft werden.
Ein Glücksfall für die Universität Hamburg, die in den 1920er-Jahren deutlich wuchs, so dass der Hamburger Senat die Möglichkeit nutzte, das Gebäude 1928 für 500.000 Reichsmark zu kaufen. Anschließend folgte der Umbau „zu Hochschulzwecken“.
Große Persönlichkeiten im Pferdestall
Zum Wintersemester 1929/30 ist die Universität in das Gebäude eingezogen. Damals war die Adresse aber noch nicht Allende-Platz 1, sondern Bornplatz 1–3. Zunächst waren hier die Sozialwissenschaften, die Germanistik, die Psychologie und die Erziehungswissenschaft untergebracht und berühmte jüdische Wissenschaftler wie Ernst Cassirer, William Stern und Agathe Lasch lehrten und forschten hier bis zu ihrer Vertreibung 1933.
NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg
Während der Zeit des Nationalsozialismus veränderte sich das Leben am Bornplatz und im Pferdestall grundlegend: Zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler flohen oder wurden vertrieben und während der Pogromnacht 1938 wurde die Bornplatzsynagoge, Hamburgs Hauptsynagoge, gegenüber dem Pferdestall schwer beschädigt und später abgerissen.
Der Keller des Pferdestalls diente im Zweiten Weltkrieg der jüdischen Bevölkerung als „Schutzraum“. Der massiv gebaute Bunker gegenüber, der heute Teil der Universität ist, war hingegen den nicht-jüdischen Bürgerinnen und Bürgern vorbehalten.
Kunst im Pferdestall
Mit der bewegten Geschichte des Gebäudes hat sich in den 1980er-Jahren der Künstler Constantin Hahm auseinandergesetzt. Er hat in dem Gebäude von 1985 bis 1988 das Treppenhaus und die Treppenflure mit Bildern über die Geschichte, aber auch die heutige Nutzung des Gebäudes gestaltet. Auf Anregung des Fachbereichs Philosophie und Sozialwissenschaften und in einem von der Kunstkommission der Kulturbehörde ausgelobten Wettbewerb sind sieben Wandgemälde entstanden.