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WIR

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Wer ist die Universität? Geprägt wird sie vor allem durch die Menschen, die dort lehren, forschen, lernen und arbeiten: die Studierenden, das wissenschaftliche Personal und das Technische, Bibliotheks- und Verwaltungspersonal (TVP). Allein ihre Gesamtzahl ist gewaltig und entspricht mit knapp 13.000 Beschäftigten und über 43.000 Studierenden (im Wintersemester 2017/18) der Einwohnerzahl einer Kleinstadt. Dabei hatte man einst klein angefangen. Das erste Semester 1919 verzeichnete an der neuen Universität 1700 Studierende.

Unter ihnen waren 212 Frauen. Sie waren fast noch Pionierinnen, denn in Deutschland wurden die ersten Universitäten erst um 1900 für Studentinnen geöffnet. Unterrichtet wurden sie von 107 Professoren und einer Hochschullehrerin. Mittlerweile waren seit ihrer Gründung vor 100 Jahren rund 480.000 Männer und Frauen für ein Studium an der Universität Hamburg eingeschrieben.


Studierende

Von Anfang an wollte sich die Universität Hamburg allen gesellschaftlichen Schichten öffnen. Doch bevor sie sich seit den 1970er Jahren zur Massenuniversität entwickelte, blieb das kostenpflichtige Studium ein Privileg für wenige. Heute gibt es eine große Vielfalt unter den Studierenden, die aus ganz Deutschland und zu 13 % aus anderen Nationen nach Hamburg kommen, um einen der 170 Studiengänge zu besuchen. Für viele bedeutet ein Leben als Studentin oder Student jedoch mehr als die fachliche Ausbildung. Studierende engagieren sich sozial und politisch oder gehen im Uniorchester, Uni-Theater oder Hochschulsport musischen oder sportlichen Interessen nach.

Streikversammlung im Audimax, 1977
Foto: Michael Meyborg
Streikversammlung im Audimax, 1977


Wissenschaftliches Personal

Über 700 Professorinnen und Professoren und rund 4800 wissenschaftliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen arbeiten heute an der Universität Hamburg, 43% von ihnen allein in der Universitätsmedizin. Eine ihrer zentralen Aufgaben ist die Lehre, die nicht nur Vorlesungen beinhaltet, sondern auch die Betreuung der Studierenden.

Die oft weltweit vernetzten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind zudem in nationale und internationale Forschungsprojekte eingebunden. Ihr Arbeitsalltag ist jedoch nicht nur durch ihre unmittelbare Forschungstätigkeit geprägt. Sie besuchen wissenschaftliche Kongresse und schreiben Anträge, um Drittmittel für ihre Forschungsvorhaben einzuwerben.

Magdalene Schoch in den 1920er Jahren in Hamburg
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Magdalene Schoch in den 1920er Jahren in Hamburg

Technisches, Bibliotheks- und Verwaltungspersonal

Etwa 7300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen halten die Universität und ihre Kliniken technisch und organisatorisch am Laufen. Allein im medizinischen Bereich des Universitätsklinikums arbeiten über 5000 Menschen – viele von ihnen in der Pflege.

Auch in den übrigen Fakultäten sind sie für Forschung und Lehre oder das Gebäudemanagement unverzichtbar. Sie erledigen unterschiedliche Aufgaben in der Verwaltung, zu der beispielsweise die Hochschulleitung, die Forschungsprojektsachbearbeiterin oder die Archivarin zählt.

Oft haben sie auch unerwartete Aufgabenfelder und Berufe – vom Glasbläser über den Kartografen bis zur Präparatorin.

Glasapparaturbauer Jens Köster bei der Arbeit, 2019
Universität Hamburg, Foto: Richard Ohme
Glasapparaturbauer Jens Köster bei der Arbeit, 2019

Studentische Freiräume

Die Fachschafts-Cafés an der Universität sind wichtige Treffpunkte für Studierende. Sie werden von den Fachschaften oder anderen Studierendengruppen in Eigenregie betrieben. Um diese selbstverwalteten Räume dauerhaft zu sichern, unterzeichneten Präsidium und Allgemeiner Studierendenausschuss (AStA) 2019 ein entsprechendes Memorandum.

Discokugel aus dem Café Philcaph
Universität Hamburg, Foto: Richard Ohme
Im Café Philcaph zurückgelassene Discokugel, gefunden im wegen Renovierung geschlossenen Phil-Turm

Studienbuch

Mit dem Studienbuch können Studierende nachweisen, welche Lehrveranstaltungen sie besucht haben. Eines der ersten Studienbücher, die bis heute aufbewahrt wurden, ist das Anmeldebuch von 1919. Damals mussten noch Gebühren für jede Lehrveranstaltung entrichtet werden, die ebenfalls ins Studienbuch eingetragen wurden.

In der Ausstellung: Anmeldebuch von Wilhelm Sandt, 1919 Universität Hamburg

Studierendenausweis

In den ersten Jahren der Universität hießen Studierendenausweise noch Erkennungskarten. Ihre Karte mussten Studierende stehts mit sich führen. Sie diente auch als Bibliotheksausweis und als Nachweis für geleistete Seminarbeiträge. Bei Verlust wurden für einen Ersatz 100 Mark fällig.

Erkennungskarte der Universität Hamburg mit Stempel, 1923
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte, Foto: Plessing/Scheiblich
Erkennungskarte, 1923

Eine der ersten Studentinnen

Martha Muchow war bereits Lehrerin, als sie ein Studium an der Hamburgischen Universität gleich nach deren Gründung begann. Einschreibung, Exmatrikulation und ihre Studienfächer sind auf ihrer Matrikelkarte festgehalten. Nach der bedeutenden Psychologin ist heute die Fachbibliothek für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft benannt.

In der Ausstellung: Matrikelkarte Martha Muchow, 1919, Faksimile

Studierende schreiben für Studierende

Von Studierenden gemachte Zeitungen gab es fast immer. 1968 erschien die linksliberale „unilife“, die mit breitgefächerten Informationen möglichst viele Studierende ansprechen wollte. Zur „ZAS“ wurde sie 1969 nach einem Wechsel der Redaktion. Das Blatt radikalisierte sich, verlor seinen studentischen Witz und griff nun vor allem typische Themen linker Politik auf.

Titelblatt der Studierendenzeitung unilife, Ausgabe 7, vom 5.6.1969
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte, Foto: Plessing/Scheiblich
Studierendenzeitung unilife, 7, 5.6.1969
Titelblatt der Studierendenzeitung unilife, Ausgabe 7, vom 5.6.1969
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte, Foto: Plessing/Scheiblich
Studierendenzeitung ZAS – Zentralblatt für den Ausbildungssektor, 24, 18.10.1971

Studierendenstreik

Studentische Proteste ziehen sich durch die Geschichte der Universität. 1977 schlossen sich Hamburger Studierende den bundesweiten Streiks gegen ein neues Hochschulrahmengesetz an, das Regelstudienzeiten und mögliche Zwangsexmatrikulationen einführte.

In der Ausstellung: Streikversammlung im Audimax, 1977

Amtstracht

In Hamburg trugen die Professoren und Professorinnen zu ihrem Talar eine Halskrause – typischer Bestandteil von Amtstrachten in Hansestädten. Die erst 1927 an der Universität eingeführten Talare sollten 1934 zugunsten von Parteiuniformen abgeschafft werden. Doch die Ordinarien konnten ihr Statussymbol erfolgreich bis Ende der 1960er Jahre verteidigen.

Halskrause eines Talars der Universität Hamburg
Universität Hamburg, Foto: Richard Ohme
Halskrause eines Talars der Universität Hamburg, o.J.

Leitungsfunktion

Bis die Ordinarienuniversität 1969 abgeschafft wurde, hatten die Professoren und Professorinnen in den Gremien der akademischen Selbstverwaltung das Sagen. Jedes Jahr bestimmten sie einen ehrenamtlichen Rektor aus ihrem Kreis. Der höchste Repräsentant der Universität war mit einer Rektorkette ausgestattet, die er bei feierlichen Anlässen trug.

Blick in das Rektoralbum der Universität Hamburg, 1919 – 1969
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte, Foto: Plessing/Scheiblich
Blick in das Rektorbuch vor der Restauration
Blick in das Rektorbuch nach der Restauration
Universität Hamburg, Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte, Foto: Plessing/Scheiblich
Blick in das Rektorbuch nach der Restauration

Forschung und Austausch

Wissenschaftliche Forschung lebt vom Austausch mit Fachkollegen und -kolleginnen. Schon seit Gründung der Universität reisten Hamburger Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zu Kongressen im In- und Ausland. Diese Tasche gehört einer Astronomin, die 2009 eine Tagung der Internationalen Astronomischen Union in Rio de Janeiro besuchte.

In der Ausstellung: Kongresstasche des International Astronomical Union (IAU) XXVII General Assembly, 2009

Lehre

Wissen vermitteln und Wissen prüfen zählt – neben der Forschung – zu den Hauptaufgaben des wissenschaftlichen Personals. Wie zeitaufwändig die Betreuung der Studierenden ist, zeigt nicht zuletzt dieser Stapel von Hausarbeiten. Jedes Semester müssen Seminararbeiten, Klausuren, Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten korrigiert werden.

In der Ausstellung: Hausarbeit im Fach Geschichte, WS 2018/19

Magdalene Schoch (1897 – 1987)

Als dieses Foto in den 1920er Jahren aufgenommen wurde, gab es nur wenige Frauen beim wissenschaftlichen Personal und keine einzige auf einem Lehrstuhl. Magdalene Schoch kam 1920 als Assistentin des Völkerrechtlers Albrecht Mendelssohn Bartholdy nach Hamburg. 1932 habilitierte sie sich hier als erste Juristin in Deutschland.

In der Ausstellung: Magdalene Schoch in den 1920er Jahren in Hamburg

Fotos schiessen

Die zweiäugige Mittelformatkamera führt zurück ins analoge Zeitalter, als die Universität noch eine eigene Fotostelle hatte. Seit 2001 gibt es diese nicht mehr – Fotografinnen und Fotografen jedoch schon. Sie gehören jetzt anderen Abteilungen wie dem Regionalen Rechenzentrum an und fotografieren ausschließlich digital.

Rolleiflex, Zweiäugige Mittelformatkamera, 1960er Jahre
Universität Hamburg, Regionales Rechenzentrum, Foto: Plessing/Scheiblich
Rolleiflex, Zweiäugige Mittelformatkamera, 1960er Jahre
Rolleiflex, Zweiäugige Mittelformatkamera, 1960er Jahre, aufgeklappt
Universität Hamburg, Regionales Rechenzentrum, Foto: Plessing/Scheiblich
Rolleiflex, Zweiäugige Mittelformatkamera, 1960er Jahre

Artefakte zeichnen

Zeichnungen können Details einfangen, die die Fototechnik nicht wiedergibt, oder auf besondere Anforderungen der Wissenschaft reagieren. Deswegen beschäftigt die Archäologie eine wissenschaftliche Grafikerin, die Funde zeichnerisch dokumentiert. Sie benutzt dazu auch Geräte wie den Profilkamm, mit dessen Hilfe die Oberfläche von Artefakten genau nachgezeichnet werden kann.

In der Ausstellung: Profilkamm, o.J.
In der Ausstellung: Randscherbe eines vorgeschichtlichen Keramiktopfes

Krankheitsbilder dokumentieren

Moulagen zeigen Hautsymptome von Krankheiten. Die Mouleure gossen Gipsabdrücke von erkrankten Körperpartien mit Wachs aus und bemalten sie. Bis in die 1950er Jahre dienten sie der Forschungsdokumentation und Lehre. Diese Moulage fertigte Max Broyer am Krankenhaus St. Georg. Dort wurden, bevor es das UKE gab, Medizinstudenten ausgebildet.

Wachsmoulage eines Gesichts mit vernarbter Lues (Syphilis) von Max Broyer, um 1925
Medizinhistorisches Museum Hamburg, Foto: Plessing/Scheiblich
Wachsmoulage eines Gesichts mit vernarbter Lues (Syphilis) von Max Broyer, um 1925

Tiere präparieren

Mithilfe von Spannbrettern bereiten Präparatoren des Naturkundemuseums Insekten für Wissenschaft und Ausstellungen auf. Ihre Aufgaben sind vielfältig: Sie stellen Präparate verschiedenster Tiere her und bearbeiten sie, beugen Schädlingsbefall vor oder bauen den Lebensraum von Tieren für Ausstellungen nach.

In der Ausstellung: Spannbrett für Insektenpräparation mit Morphofalter, dessen Farbe durch Reflektion entsteht, o.J.

Karten anfertigen

Die beiden Kartographen am Institut für Geografie unterstützen Forschung und Lehre. Sie zeichnen vor allem thematische Karten für Veröffentlichungen. Daneben betreuen sie aber auch die umfangreiche Kartensammlung. Die Kartenbeschwerer werden benutzt, um die oft großformatigen, gerollten Karten der Sammlung auf dem Tisch zu fixieren.

In der Ausstellung: Kartenbeschwerer aus verschiedenen Zeiten, ca. 1940 – 1980

Dokumente aufbewahren

Das Universitätsarchiv ist das Gedächtnis der Universität, denn die Archivare und Archivarinnen bewahren Dokumente aus der Vergangenheit. Für künftige Bestände bewerten sie Akten, ob sie historisch und rechtlich so relevant sind, um dauerhaft archiviert zu werden. Das Archiv ist offen für Besucher und ein Ort, an dem geforscht wird.

In der Ausstellung: Box zur sicheren Aufbewahrung von Fotos und Negativen, 2019

Probleme beheben

Serviceteams sind für die Gebäude der Universität zuständig. Sie sorgen dafür, dass die Gebäudetechnik funktioniert oder der Schreibtisch die richtige Höhe hat. Schlüssel verschaffen ihnen Zugang zu allen Räumen. Der Schlüsselbund des Philosophenturms hat jedoch ausgedient. Die neue Schlossanlage funktioniert allein über Transponder.

Schlüsselbund der Serviceteamleiterin Philturm/Audimax Frauke Nester, 2018
Universität Hamburg, Zentralstelle für wissenschaftliche Sammlungen, Foto: Plessing/Scheiblich
Schlüsselbund der Serviceteamleiterin Philturm/Audimax Frauke Nester, 2018

Glasapparate bauen

Am Fachbereich Chemie gibt es glastechnische Werkstätten. Zwei Glasapparatebauer reparieren und fertigen hier Glasgefäße für wissenschaftliche Versuche. Das ist nicht nur kostengünstiger als entsprechende Geräte aus dem Handel. Manche Konstruktionen gibt es gar nicht zu kaufen, die Glasbläser fertigen sie individuell nach Zeichnungen der Forschungsteams.

Glasapparatebauer Jens Köster bei der Arbeit, 2019
Universität Hamburg, Foto: Richard Ohme
Glasapparatebauer Jens Köster bei der Arbeit, 2019

Technisches, Bibliotheks- und Verwaltungspersonal

Wie sich das Technische, Bibliotheks- und Verwaltungs-Personal seit der Gründung der Universität zahlenmäßig entwickelte, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Verlässliche Statistiken dazu existieren an der Universität erst seit 2004.

Quelle: Stabsstelle für Datenmanagement und Quantitative Analyse

Wissenschaftliches Personal

Parallel zur Zahl der Studierenden wuchs auch das wissenschaftliche Personal. Über den gesamten Zeitraum seit 1919 sind jedoch nur die Daten für die Professorinnen und Professoren überliefert. Ihre Zahl verachtfachte sich bis heute, steigerte sich aber weit weniger als die der Studierenden.

Quelle: Stabsstelle für Datenmanagement und Quantitative Analyse

Studierende

Die Zahl der Studierenden hat sich seit 1919 nahezu verzwanzigfacht. Mit den geburtenstarken Jahrgängen seit den 1970er Jahren nahmen immer mehr junge Menschen ein Studium auf, und die Universität Hamburg entwickelte sich zur Massenuniversität.

Quelle: Stabsstelle für Datenmanagement und Quantitative Analyse