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Hauptgebäude

Das Hauptgebäude der Universität Hamburg in einer historischen Ansicht.
Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
Das Hauptgebäude der Universität Hamburg wurde vom Hamburger Kaufmann Edmund Siemers gestiftet – einige Jahre bevor die Universität Hamburg 1919 gegründet wurde. Der Kuppelbau wurde 1911 fertiggestellt und als Vorlesungsgebäude für Veranstaltungen des Allgemeinen Vorlesungswesens genutzt. Auch das 1908 gegründete Kolonialinstitut war hier untergebracht.
Das Foto zeigt das Historische Rektorenzimmer an der Universität Hamburg mit einem edlen Schreibtisch aus Holz, einer antiken Schreibtischlampe und einem Gemälde im Hintergrund.
UHH/Dingler
Das Historische Rektorenzimmer im Hauptgebäude gibt einen Einblick in die bewegte Geschichte der Universität. Es wurde 2015 eröffnet und zeigt u.a. die Amtskette des Rektors, die bis zur Einführung der Präsidialverfassung 1969 getragen wurde und den Schreibtisch des ehemaligen Universitätspräsidenten Peter Fischer-Appelt.
Das Foto zeigt die Tür des Hörsaals B mit dem Schriftzug „Hörsaal B Agathe Lasch Hörsaal“ in goldenen Lettern.
UHH/Baumann
Sieben Hörsäle im Hauptgebäude sind nach in der NS-Zeit verfolgten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern benannt: Hörsaal A nach Ernst Cassirer. Der Philosoph war für ein Jahr Rektor an der Universität und floh als Jude 1933 vor den Nationalsozialisten.

Universitätsgeschichte: Die Gründung der Universität Hamburg

Lange bevor es in Hamburg eine Universität gab, wurde in der Hansestadt wissenschaftlich geforscht und gelehrt. Es gab zahlreiche wissenschaftliche und akademische Einrichtungen, wie das 1613 entstandene Akademische Gymnasium, den Botanischen Garten, der 1821 eingerichtet wurde oder das 1879 gegründete Herbarium Hamburgense, das mit 1,8 Millionen Objekten zu den 20 größten wissenschaftlichen Pflanzensammlungen weltweit gehört.

Bilder von Pflanzen der Sammlung Herbarium Hamburgense
Matthias Schultz/Herbarium Hamburgense
Die Sammlung Herbarium Hamburgense dokumentiert und archiviert große Teile der pflanzlichen Vielfalt aus allen Regionen der Erde. Es zählt mit 1,8 Millionen Objekten zu den 20 größten wissenschaftlichen Pflanzensammlungen weltweit.

Werner von Melle und die Universitätsgründung

Die Gründung einer Universität scheiterte aber lange Zeit am Widerstand der Kaufleute. Sie sahen Hamburg als Handelsmetropole und scheuten sowohl die Kosten einer Universität als auch die soziale Konkurrenz eines Gelehrtenstandes.

Werner von Melle, der ab 1915 Erster Bürgermeister von Hamburg war, gilt als Gründungsvater der Universität. Viele Jahre leistete er Überzeugungsarbeit und bereitete die Grundlagen für die Universität vor: Er reformierte 1895 das Allgemeine Vorlesungswesen, initiierte die Gründung der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung 1907 und die Schaffung eines Kolonialinstituts 1908.

1913 brachte er den ersten Gesetzesentwurf zur Gründung einer Universität ein – und scheiterte. Zu dem Zeitpunkt, im Wintersemester 1913/14, wurden im Hauptgebäude bereits 300 Kurse von 207 Dozenten abgehalten.

Wer das Hauptgebäude betritt, kommt in die sogenannte Wandelhalle. Besonders auffällig ist dort die Bronze-Büste von Werner von Melle. Zu Lebzeiten Melles, der 1937 starb, wurde die Büste nicht aufgestellt, sondern erst nach 1945 und auch nicht dort, wo sie heute steht, sondern auf dem Treppenabsatz am Ende der Wandelhalle.

Das Foto zeigt die Büste des Universitätsgründers Werner von Melle.
UHH/Karin Plessing/Reinhard Scheiblich
Werner von Melle gilt als Universitätsgründer, seine Büste steht im Foyer des Hauptgebäudes. Er wurde 1921 mit dem Ehrentitel „Rector magnificus honoris causa“ ausgezeichnet.

Gründung der Hamburgischen Universität

Im März 1919 war es dann soweit: Die Hamburger Bürgerschaft wurde erstmals demokratisch gewählt und die Sozialdemokraten verfügten über eine absolute Mehrheit. Bei ihrer dritten Sitzung wurde dann am 28. März 1919, „nachmittags 2 ½ Uhr“, die Gründung der Hamburgischen Universität beschlossen.

Als Hauptgebäude wurde der Kuppelbau am Dammtor genutzt, der vom Kaufmann und Bürgerschaftsabgeordneten Edmund Siemers gestiftet und 1911 übergeben wurde. Es wurde schnell zum Wahrzeichen der Universität und ist heute denkmalgeschützt. Das Bauwerk mit der Rauputzfassade erinnert aufgrund seiner geringen Bauhöhe und der neobarocken Gestaltung an einen Pavillon. Die Architekten, Hermann Distel und August Grubiz haben unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt: Die Fassade mit ihrer Mischung aus Neoklassizismus und Barock erinnert mit ihrem Vierflügel-Grundriss entfernt an Schlossbauten. Bautechnisch ist das Hauptgebäude eine moderne Eisenbetonkonstruktion.

Das Foto zeigt die farbigen Fenster im Hauptgebäude, die den Treppenaufgang in Gelb und Orange tauchen.
UHH/Ohme
Besonders auffällig ist im Inneren des Gebäudes die Gliederung mit Mauersockeln und Lünettenfenstern, das sind halbkreisförmige oder kreissegmentförmig gerahmte Wandfelder, die sich über Türen und Fenstern befinden, sowie die verzierten Glasfenster beim Aufgang in die oberen Stockwerke.

Leitmotiv der Universität

Der Eingang der Hauptfassade ist mit einer Kolonnade mit 12 Säulenpaaren gestaltet. Über seinem Portal steht das Motto, das bis heute Leitmotiv der Universität ist: „Der Forschung | Der Lehre | Der Bildung“.

Der Gebäudekomplex besteht heute aus einem Hauptgebäude sowie einem West- und Ostflügel. Sieben Hörsäle im Hauptgebäude sind nach Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern benannt, die in der NS-Zeit aus der Universität vertrieben worden waren.

Das Foto zeigt den goldenen Schlüssel für das Vorlesungsgebäude, der 1911 von Edmund Siemers übergeben wurde.
UHH/Dingler
Der goldene Schlüssel für das Vorlesungsgebäude wurde 1911 von Edmund Siemers übergeben und befindet sich heute im Historischen Rektorenzimmer. Das Gebäude hatte ursprünglich 12 Hörsäle für 3000 Hörerinnen und Hörer.